Wer im Bildungsurlaub Yoga macht oder ein Anti-Burnout-Seminar besucht, macht “einfach nur” Pause. Stimmt das? Wahrlich nicht. Doch warum fällt uns dieses “einfach mal Pause machen” eigentlich so schwer – und welche Folgen hat das für uns?

Über Pausen, Burnout und Burnout-Prävention durch Bildungsurlaub haben wir mit Cosma Hoffmann gesprochen. Die Diplom-Psychologin forscht unter anderem zu Stress- und Emotionsregulation mit Hilfe achtsamkeitsbasierter Interventionen an der Universität Greifswald. Bildungsurlaub ist für sie definitiv ein Tool zur Stressregulation – wovon Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen gleichermaßen profitieren. Aber fangen wir von vorne an …

Liebe Cosma, erklär uns bitte in ein paar Worten: Was ist überhaupt ein Burnout?

Der Begriff “Burnout” – das “sich ausgebrannt fühlen” – war in letzter Zeit viel in den Medien. Die Forschung geht aber schon bis in die 70er zurück. Zu jener Zeit haben die Psychologen Herbert Freudenberger und Christina Maslach drei Kernsymptome des Burnouts ausgemacht:

  1. Die emotionale Erschöpfung. Man fühlt sich ausgelaugt und hat keine Energie mehr. Zum Beispiel steht man morgens auf und fühlt sich eigentlich nicht ausgeschlafen. Und denkt man an die Arbeit, fühlt man sich schon total überfordert, noch bevor man sich überhaupt an den Schreibtisch gesetzt hat.
  2. Die Entfremdung (Depersonalisierung). Gefühle die man dabei hat sind oftmals:  ”Ich gehöre hier nicht her. Meine Kollegen nerven mich total und ich fühle mich gar nicht mehr mit meiner Arbeit verbunden und sitze hier einfach nur so und mache das eben.”
  3. Das verringerte Leistungsvermögen. Das sich in einer höheren Fehleranfälligkeit zeigen kann.

Je weiter das Burnout voranschreitet, desto mehr körperliche Symptome kommen dann hinzu.

Bildungsurlaub

Laut Umfragen fühlt sich jede:r Zweite Arbeitnehmer:in von Burnout bedroht. Warum wächst dieses “Phänomen” so sehr?

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, die kapitalistisch geprägt ist. Das Narrativ des Wachstums haben wir tief in uns verinnerlicht. Und dann kommt natürlich noch unsere Definition von Leistung hinzu: Ist die Leistung wirklich acht Stunden am Rechner zu sitzen?

Letzteres ist durchaus eine gesellschaftlich relevante Frage: Definieren wir Leistung über Zeit oder über Ergebnisse? Meine persönliche Beobachtung ist: Gestresstsein gehört mittlerweile zum guten Ton. Bist du nicht gestresst, dann scheinst du nicht ordentlich zu arbeiten. Wir wollen demnach nach außen zeigen, was wir leisten – zum Beispiel indem wir Überstunden machen oder ständig die Extrameile gehen. Und das hat eben Folgen.

Bildungsurlaub

Klingt anstrengend und kennt – leider – wahrscheinlich jede:r von uns. Wie wichtig ist in diesem Umfeld Pausen zu machen?

Sehr wichtig. Aber ich glaube in Deutschland ist die Pausenkultur noch nicht genug ausgeprägt – und das obwohl Pausen essentiell für unsere Leistungsfähigkeit sind! Viele denken ja: “Wenn ich jetzt Pause mache, dann leiste ich weniger!” Dabei leisten wir am Ende weniger, weil wir die Pausen nicht machen.

Man muss sich einfach vorstellen, dass unsere Leistungsfähigkeit über die Zeit permanent abnimmt. Es ist nicht so, dass wir immer auf 100 Prozent fahren – dabei können wir unsere Leistung durch nur zehn Minuten Pause oftmals wieder steigern. Laut Studien ist es empfehlenswert, dass man beispielsweise, wenn man kognitiv arbeitet, bestenfalls alle zwei Stunden eine kleine Pause machen. Und nach etwa vier Stunden eine größere. Manchmal reichen lediglich fünf Minuten weg vom Schreibtisch, um die eigene Leistungskurve wieder nach oben zu bringen.

Es gibt ja auch viele Bildungsurlaube, die sich mit dem Thema Stressreduktion am Arbeitsplatz beschäftigen und eine kleine “Auszeit” bieten. Wie können Arbeitnehmer:innen von diesen Seminaren profitieren?

Seminare, welche sich beispielsweise mit Yoga und Achtsamkeit beschäftigen, können in der Burnout-Prävention vorbeugend wirken und auch später, wenn bereits schon Probleme bestehen, beim Umgang mit Stress helfen.

Bei Achtsamkeit geht es ja unter anderem darum eine gewisse Haltung zu verinnerlichen. Man lernt den Blick auf den Moment zu lenken und eine innere Haltung der Akzeptanz einzunehmen. Wenn ich in einem Bildungsurlaub nun beispielsweise Achtsamkeitsübungen erlerne, dann habe ich damit ein ziemlich gutes Tool für den Alltag, um meinen Stress tatsächlich zu regulieren und Burnout-Prävention zu leisten.

Bildungsurlaub

Viele Arbeitnehmer:innen trauen sich dennoch nicht nach Bildungsurlauben rund um Achtsamkeit, Yoga oder Meditation zu fragen, weil diese zu sehr nach “Pause” klingen. Was kannst Du hier an dieser Stelle mitgeben, dass sich mehr Leute trauen in ihr Wohlbefinden zu investieren?

Gehen wir davon aus, dass ein:e Arbeitnehmer:in ihren Job gerne macht und diesen langfristig gesund ausführen will – dann kann ein Argument für den Chef oder die Chefin sein: “Wir haben ja öfters Stress auf der Arbeit. Ich möchte deshalb nachhaltig eine Strategie lernen, wie ich langfristig effektiv mit dieser Herausforderung umgehen kann – um leistungsfähig für das Unternehmen zu sein.”

Gleichzeitig wird mit einem Seminar zur Stressregulation übrigens die Gesundheit geschützt. Denn Stress hat ja auch langfristig negative Auswirkungen auf den ganzen Körper  – auch körperliche Leiden könnten dadurch also präventiv verzögert oder verhindert werden.

Glaubst du auch dass Arbeitnehmer:innen motivierter sind, wenn Arbeitgeber:innen Bildungsurlaub fördern?

Ja, ich glaube, dass Arbeitnehmer:innen motivierter sind, wenn ihre Firma das Nehmen von Bildungsurlaub fördert. Denn was sich in der Forschung gezeigt hat ist, dass ein gewisser Handlungsspielraum Mitarbeiter:innen motivieren kann – also zum Beispiel wenn sie eigene Entscheidungen treffen dürfen. Und auch das eigenständige Aussuchen von Bildungsurlaub-Seminaren, kann Autonomie fördern.

Zudem kann sich das auf den Selbstwert auswirken, wenn mein:e Arbeitgeber:in mir zugesteht und zutraut, hier eine gute Entscheidung zu treffen. Dies kann auch die Selbstwirksamkeit fördern und im Umkehrschluss die Arbeitsleistung positiv beeinflussen.

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