Nur 16 Prozent der Arbeitnehmenden in Deutschland haben laut dem Gallup “Global Workplace Report 2022” eine hohe emotionale Bindung gegenüber ihrem Unternehmen. Und dafür müssen diese tief in die Tasche greifen, denn Gallup rechnet aus: Geringe Mitarbeiter:innenbindung kostet die Weltwirtschaft pro Jahr rund 7,3 Billionen Euro. Unternehmen hingegen, zu denen die eigenen Beschäftigten eine Bindung empfinden, machen bis zu 23 Prozent mehr Profit.

Ergo: Beschäftigte + Bindung = Bingo. Doch ist die Rechnung so spielend leicht? 

Nein. Denn Bindung aufzubauen, heißt jetzt säen und nachher ernten. Eine gute Unternehmenskultur muss wachsen und viele Effekte werden erst mittel- oder langfristig messbar. Leider fehlt es vielen Unternehmen an Geduld, Voraussicht und Zuversicht – deshalb fallen dort Wertschätzung, Vertrauen, Miteinander, Förderung der persönlichen Weiterentwicklung sowie der physischen und psychischen Gesundheit schnell unter den Tisch und werden so im schlimmsten Fall mit Füßen getreten.

Welche Auswirkungen eine gute Unternehmenskultur hat, zeigt unter anderem auch die Great Place to Work-Studie 2022. Diese hat herausgefunden: Unternehmen, die in ihr Employer Branding und eine wertschätzende Arbeitsplatzkultur investieren, erzielen signifikant bessere Werte in Bezug auf Fluktuation, Krankenstand und Bewerberquoten, als der Durchschnitt der Unternehmen in Deutschland.

Dafür haben sie „Deutschlands Beste Arbeitgeber 2022“ ermittelt und verschiedene betriebswirtschaftliche Kennziffern mit dem bundesdeutschen Durchschnitt verglichen. Ein paar Zahlen:

  • Deutschlands Beste Arbeitgeber 2022: 6 % freiwillige Kündigungen in Relation zur Gesamtbelegschaft
  • Bundesdeutscher Durchschnitt: 14% freiwillige Kündigungen in Relation zur Gesamtbelegschaft
  • Deutschlands Beste Arbeitgeber 2022: 8 Krankentage pro Mitarbeitendem pro Jahr
  • Bundesdeutscher Durchschnitt: 14,5 Krankentage pro Mitarbeitendem pro Jahr
  • Deutschlands Beste Arbeitgeber 2022: 6,5 Bewerbungen pro Mitarbeitendem und Jahr
  • Bundesdeutscher Durchschnitt: 1,6 Bewerbungen pro Mitarbeitendem und Jahr

Ergo: Zeit zu geben und später zu nehmen. Hierzu zählen auch Bildungsurlaube, die zusätzlich zum dikatischen Mehrwert auch noch Spaß machen. Ich feiere Arbeitgeber:innen, die den langfristigen Wert dieser Chance für ihre eigene Unernehmenskultur verstanden haben.

Zwischen Wand und Wandel: New Work in progress 

Diese Artikel, News und Kommentare haben mich in den letzten Wochen interessiert:

Warum Sie die Hobbys Ihrer Mitarbeiter fördern sollten (Harvard Business Manager) 

Purpose, Homeoffice oder Benefits – um Talente zu werben und zu halten, werden Unternehmen immer konstruktiver. Dabei wird allerdings – laut den Autor:innen dieses Artikels –  noch viel zu oft der Attraktivitätsfaktor eines Arbeitsplatzes, welcher die Hobbys von Beschäftigten außerhalb der Arbeit unterstützt, nicht ausreichend beachtet. Sie schreiben über die Ergebnisse ihrer Studie: “Wenn die Belegschaft ihren Arbeitsplatz auch als Mittel zur außerberuflichen Selbstverwirklichung begreift, kommt das nicht nur ihnen selbst zugute, sondern hilft auch dem Arbeitgeber, Produktivität und Wohlbefinden hochzuhalten und neue Talente anzuziehen.”

Neue Ära am Arbeitsmarkt – jetzt schlägt die Stunde der Arbeitnehmer (Die Welt) 

Jan Klauth schreibt von Fachkräftemangel, Wechselbereitschaft und mangelnder Loyalität gegenüber Arbeitgeber:innen. Auf dem Arbeitsmarkt entwickelt ein neues Selbstbewusstsein und Anspruchsdenken der Arbeitnehmenden. Gehalt ist dabei nicht mehr das Pro-Job-Argument-Nummer-Eins. Der Text läutet nicht nur mit einem Gong die Zeit (denn es wird mehr als nur eine Stunde sein) der Arbeitnehmer:innen ein, sondern in meinen Ohren klingt auch “Bildungsurlaub” mit. Jetzt ist der Zeitpunkt an dem Arbeitgeber:innen Bildungsurlaub als Employer Branding Tool und Möglichkeit der Wertschätzungsgebung für sich nutzten können – davon profitieren alle Seiten.

Mitarbeiterbindung durch positive Lernkultur (HR Journal) 

Jan Meyer ist Head of Learning Systems bei SAP und überzeugt, dass eine starke, positive Lernkultur in Unternehmen hilft, das Arbeitsklima zu verbessern, Mitarbeitende langfristig zu halten und gleichzeitig das Unternehmenswachstum zu fördern. Spannender Text, der Weiterentwicklung als Schlüssel anerkennt. Doch jetzt die faustdicke Gretchenfrage an SAP: “Nun sag, wie hast du’s mit dem Bildungsurlaub?”

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